19.7.2022

Ruderwanderfahrt des Germania-Breitensports

Auf Berliner Gewässern fand vom 15.06. – 19.06.2022 eine Germania-Wanderfahrt statt.

Carolin Kremer berichtet:

Frühes Frühjahr 2022 

Verlockend klingende Ankündigung von Gunnar, Coach U3, in unsere Gruppe: „eine Wanderfahrt auf den Gewässern in und um Berlin ist geplant!“ 

 

16.3. abends

Plötzlich aufblinkende Nachricht auf meinem Handy: „Bei avisierter Wanderfahrt gibt es nur noch fünf(!) freie Plätze. Die Reihenfolge der Platzvergabe erfolgt nach Zahlungseingang“. Hektik, noch nie habe ich eine „Rechnung“ derart schnell bezahlt.

 

Es geht los!

 

15.7.

Fast alle reisen mit dem Zug an, dank WhatsApp-Gruppe weiß jeder von jedem, welcher Zug, wann und wo, gar nicht, rückwärts ( meiner ) oder verspätet fährt.

Der Ruderklub am Wannsee ("RAW") ist ein würdiges Haus von 1906 mit direktem Wannseezugang, wunderbar knarrenden Holzdielen, vertäfelten Sälen und Labradormaskottchen Felix empfängt die Ankommenden. Die enorme, zum Wasser ausgerichtete, Fensterfront des Clubhauses und seine Terrasse geben bei schönstem Sommerwetter den Blick auf die Sundowner-Atmosphäre frei, 20 gezückte Handys auf der Suche nach dem perfekten Moment, dem schönsten Abendrot, what a place!

Auf der Terrasse alles super easy, lauter entspannte Germaniagesichter in Vorfreude. Ich als Rudernewcomer versuche mir die Namen einzuprägen und staune über die jahrzehntelangen Ruder-bzw. Regattaerfahrungen innerhalb der Gruppe. Diese Wanderfahrt ist ein Wagnis ,Masters-, Freizeit- und U3-Gruppe werden sich gemeinsam in die Boote begeben. Dominierende Fragen des Abends: Berliner Weiße rot oder doch lieber grün? Was schmeckt mehr nach Berlin, Currywurst oder Bulette?

Unterbringung im Vierbettzimmer, das hatte ich zuletzt im Schullandheim in der Unterstufe, nach sozial isolierter Coronazeit fühlt es sich wie ein Comeback im Leben an.

16.7. 

Frühstück mit Seeblick, Kennenlernkreis im Stehen, Tagesbesprechung mit Landkarte und Bootseinteilung. Wir U3-ler werden liebevoll in unsere vier Gig Boote zwischen die erfahrenen Ruderinnen und Ruderer gepackt.

Das Wetter verwöhnt uns auf unserer Tour über Havelgewässer, Wannsee und rund um Potsdam. Unglaubliche Schlösser inmitten wasserseitiger Parks und Villen mit Bootsanlegeplätzen säumen die Ufer. Die Strecke ist ein einziger Skull-angetriebener Ausflug in die Geschichte. Ruderwandern mal anders, weniger Rudermuskelkilometer, sondern Sightseeing via Gig Boot. Teil der Kulturhighlights sind Meierei, Cecilienhof (Postdamer Konferenz), Schloss Babelsberg mit Blick auf die Glienicker Brücke.

Ankunft in Potsdam, dort Anlegen direkt am Museum Barberini, rudertechnisch herausfordernd, da wegen Platzmangels nur Anlegen im Päckchen. Im Wellengang und mit zackigem Wind dann retour, abgerundet mit einer vergnüglich abendlichen Stärkung im nahen Biergarten „Loretta“.

17.7.

Tour durch und über Müggelsee, Spree, Dahme, Mügelspree.

Das 9 Euro Ticket befördert uns nach mehrfachem Umstieg, zuletzt mit der Straßenbahn der Linie 68, in die Schappachstraße. 

Heute Basisstation Rudergemeinschaft Rotation Berlin in Grünau.

Gleich gute Stimmung bei gleichgutem Sommerwetter, aber mit neuer Bootseinteilung.

Unser Boot hat offene messingverzinkte Dollen, ich lerne von erfahrenen Ruderhasen, in so etwas wären sie in ihrer Jugend auch schon mal gerudert. (Eigentlich ein tolles Boot, doch auf Platz 3 ein total schiefer Ausleger. Gretel und Ulf geben ihr Bestes und zeigen in Sachen Auslegerbegradigung, was sie bootstechnisch draufhaben, nochmals Kompliment!) 

Der Gewässerrand teils städtisch dicht (Köpenick), teils mit neuen, schicken Einzelhäusern bebaut, alles sehr viel „bescheidener“ als am Wannsee, dann Wechsel ins verwunschene Müggelspreegewässer mit Datschenparadies, Butzengardinen und Kleingartenglück.

Das Restaurant empfängt uns mit dem Hinweis auf deutsche Küche und in der vegetarischen Pasta dominiert tatsächlich geschmacklich die Spreewaldgurke! Wenn man es keinem italienischen Koch verrät, bei der Hitze sogar erstaunlich erfrischend. Danach eine gefühlte Amazonas Durchquerung des Gosener Grabens, waldumsäumte Ufer, Treibgut, enge Wasserstraße und Serpentinen. Es war meine adrenalingetränkte Steuertaufe, die das Boot dank beherzter Assistenz unseres Schlagmanns zum Glück unbeschadet überstanden hat.

Tolles, vom Ruderclub für uns organisiertes Barbecue mit Sommerfeeling pur am Ende des Tages.

 

18.7.

Leider von meiner Seite kein authentischer Bericht zur eigentlichen Ruderpartie, da bei mir heute Ruderpause und alternativ gefüllt mit Kultur. 

Das 9 Euro Ticket amortisiert sich, denn Abfahrt der Gruppe zum Ruderclub nach Alt Tegel mit S- und U-Bahn. Auf dem Plan stehen Tegeler See und Nieder Neuendorfer See.

Als ich abends zum Abendessen im Restaurant Seeigel dazustoße, war auf allen Plätzen - außer von der gelungenen Ruderpartie - besonders von dem wohl einzigartigen Stop beim Ruderverein Preußen Saffonia die Rede. Zum Hintergrund: tatsächlich betreiben den Ruder-Club ausgerechnet die drei Tanten von Mitruderer Ulf Meerwald. Wann gibt es denn so etwas, wer kann von sich schon sagen, meine Tanten haben einen Ruder-Club gegründet? Für die geplante Pause ihres Neffen samt Wanderfahrtgruppe aus Frankfurt haben sich die Tanten in ein wahrhaftiges Backfieber begeben und ein Kuchenfeuerwerk aufgetischt, das jedem hungrigen Ruderer die Pause versüßte.

Hitzebedingtwurde die Ruderstrecke verkürzt und ersetzt durch intensiven Badespaß vor der Saffonia-Pritsche.

19.7.

Sturm vorhergesagt, Mist. Daher vorsorglich extra diverse Rücksprachen mit allen möglichen erfahrenen und versierten Verantwortlichen über eine mögliche bzw. auch verkürzte Ruderstrecke. Immerhin eine verkürzte Kleiner-Wannsee-Tour könnte man wagen. Warum nicht zweimal dieselbe Strecke fahren? Also ein letztes Mal in die Boote und die sagenhaften Ausblicke genießen. Es ist unglaublich heiß, aus einem der Boote springen zur Abkühlung gleich Drei ins kühle Griebnitz seenass. Dann wehmütige Rückkehr an die Stege, schade, es war so herrlich! Ein letztes Malgemeinsam einkehren bei Loretta und dann mit den diversen Zügen wieder backwards in die Heimat. Die Tour endet wie sie begann, mit einem Intensivchat zu den Bahnverspätungen.

 

Adieu Berlin und für Julia Dietz und Bertram Hock für die geniale Organisation ein dreifaches „Hipp, Hipp: Hurra, Hurra, Hurra“.

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